Dienstag, März 12, 2024 @ 01:39:18 pm

Nachruf Prof. Dr. C.A. Baldamus
seine Version vom Sprichwort „Traue Dich, selbst zu denken!“

„Wie die Terrier auseinandergezogen“, das war seine Geschichte!
Wenn er davon erzählte, dann meinte er ein Treffen zwischen zwei Professoren beim Oberlandforstmeister Hinz, Anfang der Neunziger. Es ging um zwei Professoren, Professor Bergmann von der forstlichen Hochschule Eberswalde und Professor Baldamus, der Enkel von August Bier. Der eine wollte den Forschungswald Sauen und der andere den Familienwald bewahren. Der Wald drohte, ohne die energischen Verhandlungen der Beiden, im Rahmen der BVVG-Abwicklung in vielerlei falsche Hände zu fallen. Es bedurfte einiger Treffen, bis man merkte, dass beide das Gleiche im Sinn hatten. Diese Geschichte erzählte er rückblickend immer mit einem verschmitzten Schmunzeln. Ab und zu pausierend zurückdenkend, als wäre es ein Leichtes gewesen. Man mag sich nicht ausdenken, welche Kräfte notwendig waren, das Vermächtnis seines Großvaters zu erhalten.
Vor zwanzig Jahren kam ich nach Sauen, forstlich wenig erfahren ohne viel Praxiswissen. Prof. Baldamus vertraute seinem Bauchgefühl, den richtigen Förster für seinen Wald gefunden zu haben. Meine Professoren Bergmann, Heinzdorf, Kohlstock und Ott nannten den Wald in unfassbar vielen Vorlesungen den „bunten Blumentopp“. Es galt nun, ihn den neuen Herausforderungen der Zeit anzupassen.
In Gesprächen mit Prof. Baldamus wurde schnell klar, um was es ging: den Sauener Wald in der Vielfalt erhalten und für die Zukunft fit zu machen. Seine Augen leuchteten, wenn er von „seinem“ Wald sprach, wenn wir Bestände bereisten und gemeinsam Pläne schmiedeten. Immer etwas provozierend testete er, ob ich bereit war, meine Meinung auch zu vertreten oder ob es sich nur um einen losen Haufen Worte handelte, „was die Tinte auf dem Papier nicht wert war“. Er wollte den Wald schnell anpassen. Viele Exkursionsteilnehmer merkten den rasanten Wandel und die Ungeduld im Waldumbau mal bewundernd und mal fragend an.
Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten wurden zu seiner Zeit über den Sauener Wald verfasst. Er unterstützte sie mit dem Rat eines Akademikers. Er hinterfragte Thesen und Beweisführungen und stellte die jungen Studenten, Promovierenden und sogar Professoren zu ihrem Leidwesen auf den Prüfstand.
Jeder stand in seiner Anwesenheit immer etwas gerader als sonst.
Ob Minister oder Schüler, direkte Worte wurden ohne Umschweife platziert. Danach wartete er kurz ab, welche Reaktionen sichtbar wurden, um dann fachlich weiter ausgeführt mit einer Frage zu enden.
Er verfolgte langfristige Projekte, welche schnell mal in Vergessenheit geraten konnten und blieb dabei zielstrebig. Er streute es immer an die richtigen Stellen. Nur wenig blieb übrig, was noch abzuschließen gewesen wäre: sein Buch über den Wandel des Sauener Waldes oder ein wissenschaftlich anerkanntes Reallabor. Das waren noch offene Träume, welche es noch zu vollenden gilt.
Wie häufig habe ich die Worte aus seinem Mund gehört, „wenn man hinfällt, muss man Aufstehen“, „Sie dürfen kurz heulen, aber dann muss es weitergehen“, „mit erhoben Kopf verlieren und neue Lösungen zum Ziel suchen“, das waren seine Worte bei Misserfolgen. Es prägt mich bis heute, nicht nur beruflich.
Mit großen Ideen in ein Dorf zurückzukommen, in dem man aufgewachsen ist, ist herausfordernd. Oft ist ihm das gelungen, mit zwei Schritten nach vorn und einem zurück. Das Papphaus, die Försterei, einige Ortskernteile wurden restauriert, er motivierte, um „Leben in den Ort“ zu bringen und an einem zusammenschweißenden Wettbewerb teilzunehmen. Mit Erfolg!

Ich danke ihm für sein Vertrauen- „seinen Wald“ bewirtschaften zu dürfen. Ich werde seinen „Fußabdruck“ im Sauener Wald wahren und ende mit seinen väterlichen Worten, welche ich bei fast allen Verabschiedungen von Ihm gehört habe:
„Bleiben Sie fröhlich!“

Monique Müller
Revierförsterin des Sauener Waldes